Wie Filou zu mir bzw. ich zu Filou kam

Diesen Blogpost bin ich euch schon länger schuldig. Es fiel mir wahnsinnig schwer ihn zu verfassen, da dieser Tag so außergewöhnlich und lebensverändernd für mich war und ich die Eindrücke so wahrhaftig wie möglich wiedergeben möchte. Aber jetzt ist es so weit.
Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und Filou in seinem Körbchen schlafen sehe, dann kann ich mein Glück kaum fassen. Dieser Prozess war so unfassbar mühsam und hat mich etliche Tränen gekostet! Ich übertreibe nicht.
Heute möchte ich euch endlich die Geschichte erzählen, wie wir beide zusammengefunden haben.
Also schnappt euch einen Tee, es wird länger. 🙂

Im letzten Post habe ich euch von meiner langen Suche nach einem Welpen erzählt. Als ich mich schon damit abgefunden hatte, dass frühestens im Dezember ein Sheltie bei mir einziehen würde, kam doch noch alles anders als gedacht. Und es ging vor allem ziemlich schnell. Ihr müsst wissen, dass ich während meiner Suche schon eine Art kleines Netzwerk an Züchter*innen um mich herum aufgebaut habe. So kam es, dass mir eine Züchterin aus Niederösterreich eine kleine Zucht aus Italien empfohlen hat. Leider waren dort alle Babies schon vergeben, aber die junge Italienerin verwies mich wiederum aber auf eine befreundete Züchterin in Ungarn. Diese hatte aber nur einen Wurf an gold-sable Welpen und ich wollte unbedingt einen dark-sable. Außerdem waren zu dieser Zeit die Grenzen nach Ungarn geschlossen… es schien wieder eine Spur ins Leere zu sein. 

Ende September waren mein Freund und ich ganz spontan für 5 Tage in Malta. Wir wollten den Sommer verlängern und ehrlich gesagt auch Abstand zu der bedrückenden Welpensuche gewinnen. Am 2. Morgen in Malta bekam ich eine Nachricht der ungarischen Züchterin, die mir erzählte, dass die italienische Züchterin, Eszter, einen Welpen zurückholen musste, weil er in seinem ersten Zuhause nicht gut behandelt wurde. Nun wartete ein 11 Wochen alter dark-sable Rüde auf ein Zuhause. Ich schrieb ihr sofort. Eszter schickte mir Fotos und Videos, wir tauschten so viele Nachrichten aus und was soll ich sagen – es passte einfach! Ich bekam auf jede Frage eine Antwort, jedes meiner Anliegen wurde ernst genommen, sie hatte so viel Geduld und Verständnis!


Ich muss ehrlich zugeben, ich habe trotzdem extrem gehadert und überlegt, ob ich nun wirklich den Welpen aus Italien holen wollte. Erstens wollte ich immer den „typischen“ Weg gehen, das heißt schon vor der Geburt mit den Züchter*innen in Kontakt sein, dann über die Geburt benachrichtigt werden, nach ein paar Wochen das erste Mal die Welpen besuchen und einen auswählen und anschließend den Welpen nach einigen Besuchen mit 9-10 Wochen abholen. Das war nun alles anders. Die Züchterin war in Italien, ich konnte mir die Zucht nicht vorher ansehen, wir kommunizierten großteils über den Google-Translator und den Welpen würde ich mit 12 Wochen bekommen, nicht mit 10. Im Nachhinein sind all diese Gedanken unbedeutend, aber in der Situation selbst hatten sie natürlich ihre Berechtigung.

An dieser Stelle möchte ich euch sagen: Es gibt keinen perfekten Weg. Natürlich kann man Vorstellungen haben, aber man muss ebenso bereit sein, sie über den Haufen zu werfen. Hört auf euer Gefühl!

Nach nächtelangem Kopfzerbrechen, intensiven Gesprächen mit meinem Freund und der Meinung einer mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsenen österreichischen Züchterin (Danke Sarah!) beschloss ich, den Welpen am nächsten Samstag abzuholen. Ich hatte ein gutes Gefühl und es fühlte sich richtig an. Ich mietete das Auto, wir kamen aus Malta zurück und 3 Tage später waren wir auf dem Weg nach Italien.

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt meinem unfassbar großartigen Freund ein riesiges Dankeschön auszusprechen! Er hat mich nicht nur dieses halbe Jahr ertragen, sich gefühlt tausend Rüden und Hündinnen angesehen, sondern auch noch diese verrückte Reise mitgemacht und ist nun der tollste Hundepapa.

3. Oktober 2020 – we are ready! Es geht nun wirklich los!

Dieses Foto bekam ich am Tag der Abholung.

Glücklicherweise liegt Triest sehr nahe an der österreichischen Grenze, aber trotzdem war es eine lange, lange Reise. (Wir hatten noch keine Ahnung WIE lange…) Nachdem wir eine Stunde in der Parkgarage von Sixt damit verbracht haben, das Navigationssystem unseres überraschenden Upgrades, einer Mercedes E-Klasse (mein Freund konnte es kaum fassen, ich hab den Mann am Schalter gefragt, ob das was Tolles sei…), einzustellen, konnte die Fahrt endlich los gehen. Ich hatte immer noch nicht realisiert, dass wir nun wirklich meinen Welpen abholen würden.

An diesem Tag waren schwere Unwetter, wir kamen nur langsam voran und wollten wegen Corona nicht die kürzere Strecke über Slowenien nehmen. Wieso? Zu diesem Zeitpunkt durfte man Slowenien zwar durchqueren, aber sein Fahrzeug nicht verlassen. Alle die mich kennen wissen, dass ich 2 1/2 Stunden ohne Toilette niemals aushalte. Nun ja… der Navigation war das egal und so standen wir, ohnehin schon um Stunden verspätet, vor der slowenischen Grenze. Zurückfahren wollten wir auch nicht mehr, also nochmal schnell aufs Klo, Beine zusammenkneifen und durch. Nach einem kurzen Tête-à-Tête mit der italienischen Autobahnpolizei, 120€ weniger in der Tasche und einem Parkplatzchaos in Triest kamen wir endlich bei Eszter an.

Und dann war da plötzlich Filou..

Ihn nun endlich wirklich zu sehen war absolut surreal. Er war total aufgeweckt und furchtlos und flitzte in der kleinen Wohnung hin und her. Es fällt mir schwer Worte für diesen Moment zu fassen. Ich konnte nicht glauben, dass er nun wirklich mein Hund sein sollte, mein Begleiter für sein ganzes zukünftiges Leben… Ich wurde extrem sentimental und in mir waren tausend Gefühle. Plötzlich kam ich mir sogar schuldig vor, dass ich es sein werde, die ihn von seiner Mama und Schwester trennen würde. Ich dachte daran, dass ich eine Fremde für ihn bin und es doch ganz schrecklich ist, dass er nun mitkommen muss. Ja, auch solche Gedanken schossen durch meinen Kopf. Aber ich wusste auch, dass das Part of the Game war und versuchte in den Vordergrund zu rücken, dass er bei mir ein großartiges Zuhause haben wird.

Eszter hatte ein befreundetes Ehepaar eingeladen und auch die Züchterin von Filous Papa, Daniela, war ebenfalls da. Wir haben uns lange in einem Mix aus Englisch und meinem schlechten Italienisch unterhalten und nach ca. eineinhalb Stunden wurde es ernst. Die letzten Instruktionen bezüglich Futter usw. wurden gegeben, dann begleiteten sie uns noch zum Auto. Ich kam mir extrem unsicher vor, als ich diesem kleinen Wesen sein Geschirr anzog. Alles an ihm war sooo klein und zart und schnell. Der Abschied fiel Eszter sichtlich schwer, was mein schlechtes Gewissen noch verstärkte. Ich fühlte absolut mit ihr, versprach ihr aber, sie mit ganz vielen Fotos und Videos auf dem Laufenden zu halten. Ein Versprechen, das ich bis heute gehalten habe.

Während der Autofahrt hatte ich Filou mit seiner Decke auf dem Schoß. Anfangs war er total hibbelig und aufgeregt, winselte ein bisschen. Das war allerdings nur 10 Minuten der Fall, danach war er nur mehr neugierig und schlief nach der ersten Aufregung ein. Wir machten viele Pausen, setzten ihn oft ins Gras, damit er sein Geschäft verrichten konnte. (Anfangs hatte ich keine Ahnung wie ich erkennen konnte, ob er pinkelt oder nicht, da ein Welpe ja noch nicht das Bein hebt… 😀 ) Es war unfassbar, wie schnell er eine Bindung zu uns aufbaute. Mein Freund erzählte mir, dass er bereits unruhig wurde, wenn ich das Auto verließ. Dabei kannten wir uns doch erst einige Stunden! Auch die Rückfahrt zog sich unfassbar, da es weiterhin stark regnete und stürmte.
Um 4:00 morgens waren wir endlich zuhause. Dort wurde kurz mein WG-Zimmer inspiziert und danach gingen wir alle schlafen.

Wie die ersten Wochen mit Filou waren, erzähle ich euch in einem anderen Blogbeitrag, ich denke dieser hier ist schon lange genug.
Schreibt mir gerne in die Kommentare, wie ihr eure Lieblinge kennengelernt habt. Jede Story ist ja so individuell und schön zu lesen. 🙂

Filou mit seiner Mama Maya

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